Herzstück
Ertappen Sie sich auch manchmal bei dem nicht gerade angenehmen Gedanken: Wie die Zeit vergeht!? Es ist doch so: Kaum ist das Kind geboren, kann es schon laufen, sprechen, ja, fährt es schon selbstständig zur Schule. Oder Sie stellen fest, dass Ihre Nachbarn nach vier Jahren wieder ausziehen, dabei hätten Sie schwören können, sie lebten erst seit zwei Jahren mit Ihnen im selben Haus. Ja – die Zeit rast. Mit der Zeit ändert sich einiges nicht, anderes umso schneller, und was Sie gestern definitiv noch nicht für möglich gehalten haben, bewahrheitet sich heute aber genau so.
Handel ist Wandel. Und: Gehst du nicht mit der Zeit, gehst du mit der Zeit: Zwei Uraltweisheiten, nur die Geschwindigkeit und die Komplexität von Alltag und Beziehungen haben sich über die Jahrzehnte gewandelt, und die Weisheiten entpuppen sich als weit mehr als weise.
Wie wird man also weise, zumindest wach und aufmerksam, vor allem, um keine bösen Überraschungen zu erleben? Strategische Jahres-, Zweijahres-, Fünfjahresplanung? Aber wenn doch die Geschwindigkeit exponentiell ansteigt, der Markt von höchster Volatilität gekennzeichnet ist, auf was ist überhaupt noch Verlass?
Eigene Wege gehen
Ich hätte da zwei Vorschläge, die sich nach wie vor lohnen: sich am besten umgehend von einem längst überlebten, aber vielleicht eben doch lieb gewonnenen Sicherheitsverständnis zu verabschieden und sich auf seine Qualitäten zu besinnen. Nicht alles mitmachen, nur weil scheinbar alle es machen. Nicht augenblicklich den Kopf in den Sand stecken und unreflektiert dem Mainstream folgen nach dem Motto: Man macht es doch so, oder?
Nein, man darf den unternehmerischen Mut zur Differenzierung weiterhin wagen, sich auf das Kapital der Mitarbeiter, Zulieferer, Kunden konzentrieren und auf die Stärke von Nähe. Das ist und bleibt das Herzstück des Handels bei allem: die echte Nähe. Oder hat Sie schon einmal virtuelle Nähe berührt? Klar, die Kasse muss stimmen, die Klasse darf allerdings in Zukunft ebenso sein, und die lag schon immer im und um den Handel und weit darüber hinaus in der Nähe zum Kunden.
Eine Schulter zum Anlehnen
Gerne ziehe ich HDE-Vizepräsidentin Karin Genrich hierbei heran, die es einmal so formuliert hat: Stationärer Handel bedeute neben sachkundiger Beratung manchmal einfach auch, dem Kunden eine Schulter zum Anlehnen zu bieten.
Das ist etwas, was sich nicht ändern muss, was gerne bleiben darf und was schlichtweg guttut.
Diese Kolumne veröffentlichte Bettina Dornberg als Mitglied der Chefredaktion in handelsjournal x/2015
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